Schnelle Hilfe bei Großunfällen

Bei Katastropheneinsätzen und Großunfällen muss es schnell gehen. Bereits wenige Minuten können über Leben und Tod entscheiden. Schnell müssen die Helfer entscheiden, welche verletzte Person sie zuerst versorgen. Die Entscheidung über die Behandlungspriorität treffen die Helfer bei der Erstsichtung am Unglücksort, der sogenannten „Triage“. Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT in Sankt Augustin hat nun die „eTriage“ vorgestellt: Modernste Technik unterstützt die Ersthelfer bei ihrem Einsatz.

Farbkodierte Armbänder mit GPS-Sensor und Funk ersetzen Papier

Bisher werden die verletzten Personen, die die Helfer bei der Erstsichtung ausfindig machen, mit farbigen Karten gekennzeichnet. Für die nachkommenden Rettungsmannschaften markiert die Farbe den Schwergrad der Verletzung und die Behandlungspriorität. Auch Puls und Atemfrequenz werden von den Ersthelfern auf diesen Karten notiert. Das System funktioniert zuverlässig, ist aber nicht perfekt: Die genaue Lage des Opfers ist den folgenden Rettungsmannschaften nicht bekannt, die Daten zum gesundheitlichen Zustand können nicht aktualisiert werden und oft wird das Papier durch Witterungsbedingungen beschädigt. Im Kern des neuen „eTriage“-System stehen deshalb farbige Armbänder aus Plastik, die mit einem GSP-Sensor und einen RFID-Chip ausgestattet sind und über ein Netzwerk kommunizieren können.

Alle Informationen werden schnell gebündelt

Alle verletzten Personen, die mit einem solchen Armband versehen sind, können von den Einsatzkräften schnell geortet werden. Bei schwerverletzten Personen werden bei der Erstsichtung Sensoren am Körper angebracht, die die Körperfunktionen überwachen und die Messwerte per Funk an die Zentrale senden. So sind die Rettungsmannschaften schon auf dem Wege zur verletzten Person über den Grad der Verletzung und den aktuellen Zustand informiert. Dazu werden die Daten, die die Armbänder aussenden, auf Tablet PCs der Rettungsmannschaften visualisiert. So können sich die Helfer die genaue Lage der verletzten Personen auf einer Karte anzeigen lassen oder sogar in einer Augmented-Reality-Darstellung sich einen Überblick über die Lage verschaffen.

Katastrophenübung mit der neuen Technik

Im Oktober 2013 testeten norwegische Sicherheitskräfte und Rettungsmannschaften das neue System. Bei Fähranleger der Stadt Stavanger simulierten sie einen Terroranschlag mit 350 Opfern. In der fünfstündigen Übung funktionierte das neue System fehlerfrei. Als nächstes steht ein Langzeittest bei mehreren Hilfsorganisationen auf dem Programm, um die Technik weiter zu optimieren.

Artikelbild: Stefan Körber – Fotolia.com