Ein Verlust des Bewusstseins während der Autofahrt endet oft tödlich. Das Risiko ist nicht nur für den betroffenen Fahrer selbst hoch, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer. Um diesem glücklicherweise seltenen Phänomen zu begegnen, arbeiten Kardiologen derzeit an Vorschlägen zur Verbesserung der gesetzlichen Bestimmungen. Schon 2010 hat die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DKG) ein Positionspapier zur besseren Orientierung veröffentlicht, in dem die für den Straßenverkehr relevanten Aspekte sämtlicher Herzerkrankungen auf Grundlage wissenschaftlicher Studien aufgearbeitet wurden. Jetzt behandelt die DKG das Thema Kreislaufversagen auf ihrer Jahrestagung in Mannheim erneut.
"30 bis 40 Prozent aller Menschen erleben im Lauf ihres Lebens 'Synkopen'. Auch wenn sich ein solcher Kreislaufkollaps häufig vorher ankündigt, stellt das ein relevantes Risiko im Straßenverkehr dar", sagt Professor Dr. Christian Meyer, leitender Oberarzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. In 38 Prozent der Fälle sind Epilepsien der Auslöser, Hypoglykämien bei Diabetikern in 18 Prozent der Fälle. Kardiale Ursachen rangieren mit acht Prozent deutlich dahinter. Das individuelle jährliche Risiko, infolge einer kreislaufbedingten Ohnmacht einen schweren Verkehrsunfall zu verursachen liegt zwar nur bei 1:1.500 oder 0,0006 Prozent. Jedoch: "Dieser vergleichsweise geringen Häufigkeit stehen die potentiell fatalen Folgen – auch für Unbeteiligte – gegenüber", so Meyer.
Klare Richtlinien könnten nach Ansicht der DKG das Risiko weiter reduzieren: In den USA sei man mit konkreten Maßnahmen schon weiter als in Deutschland, sagt Meyer. Nach den dortigen Leitlinien sollte beispielsweise jemand, der nach einer Husten-Synkope erfolgreich behandelt wurde, das Auto so lange in der Garage lassen, bis er einen Monat symptomfrei bleibt. Das Maßnahmenpaket geht noch weiter in die Tiefe. Tritt etwa ein Kreislaufkollaps nach langem Stehen auf, halten die Experten eine Teilnahme am Straßenverkehr für unbedenklich, solange es bei einem Einzelfall bleibt. Kommt dies allerdings mehrmals vor wird auch hier eine vierwöchige Verkehrskarenz empfohlen. Bei mehr als sechs Ereignissen müsse der Wagen bis zur endgültigen Beherrschung der Symptome ganz stehen gelassen werden.
"Derart detaillierte Empfehlungen hat es bisher weltweit nicht gegeben", betont der Kardiologe. Man solle diese Expertise und die Gelegenheit nutzen, auf derart wertvollen Empfehlungen aufzubauen. Sie könnten schließlich auch bei der Weiterentwicklung hiesiger zur Begutachtung relevanten Regularien berücksichtigt werden.
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(dpa)