Wieviele Menschen einmal im Leben von einer schweren Depression betroffen werden, ist nicht bekannt, die Anzahl wird allerdings bei 5 bis 10% der Bevölkerung vermutet. Der Erforschung und Behandlung dieser bislang eindeutig unterschätzten Krankheit sollte demzufolge auch künftig eine große Bedeutung zugemessen werden.
Depression – Störung des biochemischen Stoffwechsels
Die steigende Anzahl der an einer Depression erkrankten Patienten lässt sich nicht nur mit dem gestiegenen Stress der heutigen Zeit erklären. Es sind auch neue Erkenntnisse und eine größere Sensibilität bei den Ärzten, die nun nicht mehr ausschließlich einen Burnout oder chronische Schmerzen diagnostizieren, sondern darüber hinaus die zugrunde liegende psychische Erkrankung erkennen. Insbesondere die Bedeutung des biochemischen Haushaltes, dem sich beispielsweise Prof. Florian Holsboer in seiner intensiven und interdisziplinären Forschungstätigkeit widmet, hat als Ursache und damit ersten Behandlungsansatz für Depressionen einen ganz neuen Stellenwert gewonnen. Eine Störung des Serotonin-Haushaltes, die durch Stress, genetische Voraussetzungen und traumatische Erlebnisse hervorgerufen werden kann, lässt sich so viel effektiver behandeln.
Prof. Holsboer ist der Leiter des Biotechnologieunternehmens HolsboerMaschmeyer NeuroChemie und Partner von Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer – er gilt weltweit als einer der führenden Depressionsforscher.
Ursachen erkennen und gezielt behandeln
So vielfältig die Auswirkungen einer Depression sein können, so unterschiedlich können auch ihre Ursachen sein. Die Forschung liefert noch immer viele neue Erkenntnisse, inzwischen ist jedoch klar, dass eine Anlage zur Depression vererbt werden kann. Dieser freie Fall in ein schwarzes Loch, dieses Gefühl der Ausweg- und Hoffnungslosigkeit und der damit verbundene Rückzug aus der Gesellschaft mit Suizidgefahr ist für Betroffene und Angehörige eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung. Die einfachsten Entscheidungen und alltäglichen Probleme werden zu unbezwingbaren Hürden, die normale Umwelt zur untragbaren Belastung – auch für das Umfeld, das sehr viel Sensibilität, Verständnis und Engagement an den Tag legen muss, um helfen zu können. Eine Behandlung mit Antidepressiva und begleitender Psychotherapie zeigt bislang die besten Erfolge.
Noch immer stigmatisiert – Depressionen
Viele Betroffene scheuen sich noch immer, zu ihrer Krankheit zu stehen und sie öffentlich zu machen – leider müssen sie häufig nach wie vor eine gesellschaftliche Stigmatisierung hinnehmen. Ein Gespräch mit einem in dieser Richtung spezialisierten Arzt zeigt auf jeden Fall Wege zu einer Rückkehr in ein freudigeres Leben auf.
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