München – Es ist wieder soweit: Nach dem Fasching oder Karneval beginnt die Fastenzeit. Es ist die Zeit, zu deren Beginn besonders viele gute Vorsätze gefasst werden. Und es ist die Zeit, in der die guten Vorsätze oft doch zu schwer einzuhalten sind.
Früher bereiteten sich nur die Christen mit dem Verzicht auf die Osterzeit vor. Doch heute verzichten auch viele kirchenferne Bürger bis Ostern auf ein «Laster» wie Alkoholgenuss, Rauchen und Süßigkeiten – oder nehmen sich das zumindest ganz fest vor.
Bei den Katholiken gehören die einst strengen Fastenregeln längst der Vergangenheit an, bei vielen Gläubigen bleiben Fleischspeisen aber wenigstens an Aschermittwoch und Karfreitag tabu. So entstanden die traditionellen Fischessen am Aschermittwoch.
Auch die evangelische Kirche ruft seit 1983 zu «Sieben Wochen ohne» auf, in denen man bewusst auf etwas verzichten soll. Dieses Jahr lautet das Motto «Sieben Wochen ohne Sofort». Das soll zu Entschleunigung und Pausen anregen, zu Nachdenklichkeit und Besinnung. Man müsse ja auch nicht gleich jede Mail und Kurznachricht an der Ampel oder in der U-Bahn beantworten, lautet der Ratschlag.
Mit einer gewissen Schlitzohrigkeit verstanden die Gläubigen es in früheren Jahrhunderten, die damals noch lange Fastenzeit abzumildern. Auf diese Weise soll etwa das Gericht Fleisch im Brotteig entstanden sein, mit dem man den Schein der Enthaltsamkeit wahren konnte. Mönche in bayerischen Klöstern brauten im 17. Jahrhundert erstmals – als «flüssiges Brot» – das süffige Starkbier als Fastentrunk. Und auch zahlreiche Mehl- und Süßspeisen sollen ihren Ursprung in dem Versuch gehabt haben, in der Fastenzeit nicht ganz auf lukullische Genüsse verzichten zu müssen.
Auf den engen Zusammenhang von Fasching und Fastenzeit weisen die Sprachforscher hin: Das Wort Fasching geht auf das mittelhochdeutsche Wort «vast-schanc» zurück, mit dem das Ausschenken des Fastentrunks gemeint war. Die Begriffe Fastnacht und Fasenacht haben ihre Wurzel in dem mittelhochdeutschen Wort «vastnaht», das die Nacht oder den Vorabend vor der Fastenzeit bezeichnete. Das schon für das 17. Jahrhundert nachgewiesene Wort Karneval geht wohl auf lateinisch «carne vale» («Fleisch, lebe wohl») zurück. Nach einer anderen Erklärung kommt Karneval allerdings von lateinisch «carrus navalis» für «Schiffskarren», wie sie bei Festumzügen zur Wiedereröffnung der Schifffahrt im Frühjahr vorkamen.
Für die Christen ist das Fasten auf biblischer Überlieferung begründet. So heißt es etwa im Matthäus-Evangelium, dass Jesus Christus vor seinem Gang nach Galiläa 40 Tage und Nächte gefastet habe. «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht», sagte Jesus nach seinem Fasten laut Matthäus-Überlieferung. «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein» – das bleibt das innere Motto der Fastenzeit.
Täglich 30 Gramm Honig zu sich nehmen
Wer in den kommenden Wochen fasten will, sollte in dieser Zeit ausreichend trinken. Prof. Curt Diehm, Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik, rät zu 2,5 bis 3 Litern Flüssigkeit pro Tag. Um den Körper weiterhin mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen, genüge es nicht, nur Wasser zu sich zu nehmen. Am besten trinken Fastende auch Brühe, Tee und Fruchtsäfte. Diehm empfiehlt außerdem 30 Gramm Honig pro Tag. Er enthält wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
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(dpa)