Berlin – Man braucht nicht viel Zeit und muss auch nicht unbedingt zum Arzt. Denn den Blutdruck kann man auch in der Apotheke messen lassen. Dabei liegt das Augenmerk besonders auf Bluthochdruck – vor allem wegen seiner möglichen Folgen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Manch einer hat aber auch einen zu niedrigen Blutdruck. Die sogenannte Hypotonie ist nicht immer harmlos. Ein Arzt sollte untersuchen, ob der niedrige Blutdruck eine organische Ursache hat, sagt der Kardiologe Heribert Brück aus dem nordrhein-westfälischen Erkelenz. Er ist Pressesprecher des Bundesverbands niedergelassener Kardiologen. So kann ein zu niedriger Blutdruck ein Hinweis etwa auf eine Unterfunktion der Schilddrüse oder auf Herzkrankheiten wie eine Herzmuskelschwäche sein. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt bei Frauen ein Blutdruck von weniger als 100 zu 60 mmHg und bei Männern von unter 110 zu 70 mmHg als niedrig. Weltweit sind bis zu fünf Prozent der Bevölkerung davon betroffen.
«Der niedrige Blutdruck an sich ist keine Krankheit», stellt Brück klar. Vielmehr liegt eine Kreislaufstörung vor. Betroffene nehmen Hypotonie oft erst wahr, wenn sich in bestimmten Situationen Schwindel, Ohrensausen oder Kälteempfindlichkeit einstellen.
In Deutschland sind zwischen drei und fünf Millionen Menschen betroffen, wie die Apothekerin Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer sagt. Vor allem ältere Menschen sollten einen niedrigen Blutdruck ernst nehmen. Haben Senioren etwa Probleme beim Aufstehen, riskieren sie, bei den ersten Schritten zu stürzen.
Wer unter Bluthochdruck leidet, bekommt mitunter blutdrucksenkende Medikamente verordnet. «Bei niedrigem Blutdruck werden meist keine Arzneimittel verabreicht», sagt Brück. Stattdessen wird eher auf Mittel zur Selbsthilfe gesetzt. «Oft kann es schon hilfreich sein, für eine Verbesserung der Durchblutung und der Sauerstoffversorgung zu sorgen», weiß Christian Dannhart vom Kneipp-Bund – Bundesverband für Gesundheitsförderung und Prävention in Bad Wörishofen.
So können etwa Wechselduschen auf das Herz-Kreislauf-System anregend beziehungsweise durchblutungsfördernd wirken. «Im Vorfeld sollte jedoch ein Arzt zurate gezogen werden», erklärt Brück. Denn Wechselduschen sind bei bestimmten Vorerkrankungen wie etwa Venenleiden nicht immer empfehlenswert.
Frauen und Männer mit niedrigem Blutdruck sollten außerdem kochsalzreichere Kost zu sich nehmen. «Auch eine mineralstoff- und vitaminreiche Ernährung sind wichtig, also viel Obst und Gemüse», erklärt Dannhart. Nicht zuletzt ist es für den Kreislauf gut, mindestens zwei Liter Mineralwasser am Tag zu trinken. Einen positiven Effekt bei Hypotonie haben oft Heilpflanzen, die eine anregende Wirkung auf den Kreislauf haben. Das kann beispielsweise Rosmarin sein. Bewegung hilft ebenfalls häufig bei niedrigem Blutdruck. «Eine Möglichkeit ist etwa, den Kreislauf dadurch anzukurbeln, indem man morgens im Bett vor dem Aufstehen mit den Beinen in der Luft Rad fährt», sagt Sellerberg.
«Auch Entspannungstechniken wie Yoga oder Atemübungen können die Durchblutung fördern und damit die Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessern», weiß Dannhart. Sellerberg hat noch einen weiteren Tipp: «Betroffene sollten sich einfach mal des Öfteren flach hinlegen und die Beine hochlagern.»
Fotocredits: Monique Wüstenhagen
(dpa/tmn)