Man sagt, dass die Intimsphäre im Durchschnitt circa 30 Zentimeter beträgt. Dieser Abstand zwischen zwei Menschen wird also von den meisten noch als angenehm empfunden. Bei Menschen mit sozialer Phobie sind jedoch 30 Zentimeter noch nicht genug. Sie vermeiden generell soziale Kontakte und riskieren damit die völlige Isolierung.
Die Nähe zu anderen Menschen wird als so unerträglich empfunden, dass kaum Kontakte geknüpft werden, geschweige denn richtige Freundschaften. Selbst im Job werden zwischenmenschliche Kontakte auf ein Minimum reduziert. Öffentliche Orte wie Kinos oder Straßenbahnen, also immer dann, wenn sich viele Menschen auf engstem Raum aufhalten, bekommen Betroffene regelrechte Panikattacken. Der einzige Ausweg ist das Vermeiden von menschlichen Kontakten. Der Rückzug führt jedoch schnell zum Hospitalismus, gestörter Selbstwahrnehmung, Drogen- und Alkoholabhängigkeit und Depressionen.
Bei der Soziophobie handelt es sich um eine Angststörung
Dabei lassen sich vier Situationen beobachten, die Menschen in diesen Zustand versetzen:
- Die Angst, bei einem Test zu versagen
- Die Angst, eine Leistung nicht zu erfüllen
- Die Angst vor einem Gespräch mit Augenkontakt
- Die Angst, beobachtet zu werden
Doch der ein oder andere von uns hatte bestimmt schon einmal ähnliche Ängste. Dennoch leidet man deshalb nicht zwangsläufig an Soziophobie. Eine Grenze zwischen Schüchternheit und Soziophobie lässt sich hauptsächlich durch die körperlichen Symptome und deren Dauer ziehen. Soziophobe Menschen leiden in sozialen Situationen häufig unter Schweißausbrüchen, Atemnot, Sprachhemmungen und Herzrasen. Diese werden jedoch nicht nur in bestimmten Situationen, sondern bei jeder zwischenmenschlichen Begegnung ausgelöst.
Die Ursachen liegen in der Kindheit
Die ersten drei Jahre eines Kindes sind von entscheidender Bedeutung. In ihnen bilden wir erste psychologische Verhaltensmuster, d.h. unser Ich aus. Diese Entwicklung kann jedoch aufgrund äußerlicher Einflüsse wie sexuelle Gewalt, Demütigung oder fehlende Bezugspersonen erheblich gestört werden. Dabei bilden Menschen meist eine extreme Emotionalität und Sensibilität aus. Beleidigungen, Bewertungen oder Beobachtungen werden intensiv wahrgenommen und auf sich bezogen. Daraus entwickelt sich eine Erwartungshaltung, die schlechte Absichten bei jedem Menschen antizipiert. Es mangelt also schlichtweg an dem Vertrauen in andere Menschen.
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