Lemgo (dpa/tmn) – Der perfekte Fuß hat drei Belastungspunkte: die Ballen unter dem großen und dem kleinen Zeh sowie die Ferse. Im Verhältnis zum Unterschenkel knickt er von hinten betrachtet ganz leicht ab.
Der perfekte Fuß hat außerdem hübsche Wölbungen, einen Spann und einigermaßen gerade aufliegende Zehen. Das Problem ist nur: Kaum einer hat so einen Fuß. Die Natur, so scheint es, hält sich nicht immer an ihren eigenen Bauplan. Und so laufen viele Menschen mit Knick-, Spreiz- oder Senkfüßen herum. Behandlungsbedürftig sind diese Fehlstellungen nicht immer. Ein Überblick.
Plattfuß
Plattfüße sind im Kindesalter keine Seltenheit. Insofern handelt es sich eigentlich nicht um eine Fehlstellung, sondern um eine Art Durchgangsstadium. Statt auf den üblichen drei Belastungspunkten vorn und hinten liegt bei Plattfüßen der ganze Fuß auf dem Boden auf. «Man kann das gut am Strand im nassen Sand sehen», sagt Tanja Kostuj, orthopädische Chefärztin am Klinikum Lippe: «Die Abdrücke von Kindern sehen dann ganz anders aus als die von Erwachsenen.» Sorgen müssen Eltern sich deshalb nicht machen – es sei denn, das Kind klagt über Schmerzen.
Bis ungefähr zum sechsten Lebensjahr bildet sich das Fußgewölbe aus. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Füße auch benutzt werden. Das hört sich banal an, wird aber von allen Experten betont: Kinder müssen draußen herumtoben dürfen. Und sie sollten dabei – wenn es Wetter und Untergrund zulassen – so viel wie möglich barfuß laufen.
Knick-Senk-Fuß
So heißt die extreme Form des Plattfußes. Ihm fehlt nicht nur ein ausgeprägtes Längsgewölbe – er knickt auch am Knöchel nach innen ein. Bei Erwachsenen muss diese Fehlstellung häufig behandelt werden. Die Statik des Beins ist gestört, was zum Beispiel eine Überlastung des Kniegelenks nach sich ziehen kann. «Auch Weichteile und Sehnen können darunter leiden», erklärt Kostuj.
Die Fußspezialistin verschreibt Patienten, die Beschwerden haben, meist spezielle Einlagen. Durch kleine Polster lässt sich zum Beispiel der Innenrand von den Zehen bis zur Ferse leicht angeben. Ein Polster im vorderen Drittel der Einlage hebt die Mittelfußköpfchen in die richtige Position und entlastet sie auf diese Weise. Eventuell kommt auch Physiotherapie infrage. Eine Operation ist nur der letzte Ausweg – wenn alles andere keine Linderung bringt.
Petra Hasselhoff-Styhler zeigt ihren Patienten in der Physiotherapiepraxis als erstes, wie die Füße richtig stehen müssen. Dafür setzt sich der Patient erstmal aufrecht hin und stellt die Füße auf. Dann versucht er, die Position zu halten. «Ziel ist, das irgendwann auch im Stehen zu schaffen», erklärt die Physiotherapeutin. Dauerhaft gelingt das zwar nicht – es hilft den Patienten aber, ein Gefühl für den optimalen Stand zu bekommen. Kräftigungsübungen stärken zusätzlich die Fußmuskulatur.
Spreizfuß
Von einem Spreizfuß sprechen Ärzte, wenn das Quergewölbe des Fußes gewissermaßen durchgetreten ist. Der vordere Teil des Fußes liegt dann komplett auf dem Boden auf. Statt unter den Ballen des großen und kleinen Zehs liegt die Belastung in der Mitte des Vorfußes. Die Mittelfußknochen reagieren darauf manchmal mit Schmerzen. Sie sind für diese Belastung nicht ausgelegt.
Wie alle Fußfehlstellungen geht die Entstehung eines Spreizfußes auf mehrere Faktoren zurück. Forciert wird sie unter anderem durch das Tragen von hochhackigen und zu engen Schuhen, die die Füße häufig in eine ungünstige Position zwingen.
Wer Schmerzen im Mittelfuß hat, sollte also als erstes den Schuhschrank kritisch unter die Lupe nehmen. Vielleicht hilft es schon, auf breite und gut gepolsterte Turnschuhe umzusteigen. Bei stärkeren Beschwerden werden meist Einlagen angepasst. Eine Erhebung in der Mitte der Einlage zum Beispiel entlastet den Mittelfuß, so dass die Belastung sich wieder besser verteilt. Außerdem ist der vordere Teil des Fußes durch die Einlage weich gebettet.
Auch beim Spreizfuß ist es sinnvoll, die Fußmuskeln zu stärken. So sind sie besser in der Lage, den Fuß in der richtigen Position zu halten. Die Podologin Manuela Denz empfiehlt, die Fußsohle über einen Igelball zu rollen. Die Zehen zu krallen und dann auseinanderzuspreizen mobilisiert die kleinen Gelenke. «Das kann auch jeder am Schreibtisch machen», sagt Denz.
Fotocredits: Florian Schuh,Andrea Warnecke,Jan Dube,Deutscher Verband für Podologie,Foto Dose-Bremen,Franziska Gabbert
(dpa)