Wie Eltern ihr Kind auf das Krankenhaus vorbereiten

Osnabrück – Wenn ein Kind ins Krankenhaus muss, hat es viele Fragen: Warum muss ich da hin? Wie lange muss ich bleiben? Wird es weh tun? Insa von Wittich ist Kinderkrankenschwester im Christlichen Kinderhospital Osnabrück und weiß, wie wichtig es ist, solche Fragen zu beantworten.

Verschweigen oder einfach darüber hinweggehen – das sei der falsche Weg. Kinder sollten auf einen Klinikaufenthalt gut vorbereitet werden.

Angst vor dem Unbekannten nehmen

Einfach und spielerisch geht das in Krankenhäusern mit Teddykliniken. Dort können die Kinder vorab mit Kuscheltieren hingehen. Bär, Puppe oder Löwe werden aufgenommen und untersucht, dann geröntgt und behandelt.

Auch Tage der offenen Tür oder der Weltkindertag bieten sich für eine Krankenhausinspektion an. Bei solchen Aktionen können Kinder zum Beispiel die Einsatzfahrzeuge vom Rettungsdienst besichtigen, erzählt Sabrina Burschel, Bundesvorsitzende vom Aktionskomitee Kind im Krankenhaus. «Es ist wichtig, ihnen alles zu zeigen, alle Fragen zu beantworten, um der Angst vorm Unbekannten vorzubeugen», meint Burschel.

Auch mithilfe von Büchern oder Comics können Eltern ihrem Kind erklären, was im Krankenhaus passiert. Dem Kind einfach nichts vom geplanten Aufenthalt zu erzählen, sei dagegen keine gute Idee, sagt Kinderkrankenschwester von Wittich: «Kinder haben ein Recht darauf zu verstehen, was auf sie zukommt.»

Dürfen Eltern über Nacht im Krankenhaus bleiben?

Doch auch die Eltern selbst haben viele Fragen. Die wichtigste: Darf ich mitkommen? Die Antwort ist von mehreren Faktoren abhängig, zum Beispiel vom Alter des Kindes, vom Bundesland, von der Krankenkasse und der medizinischen Indikation. Insa von Wittich rät, sich schon vor einem geplanten stationären Aufenthalt mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen, um die Kostenübernahme zu klären.

In der Regel wird eine Mitaufnahme der Eltern bis zum achten Lebensjahr übernommen – es müssen von Seiten der Ärzte medizinische Gründe angegeben werden, wozu jedoch auch die psychische Belastung zählt. Krankenhäuser versuchen üblicherweise, das sogenannte Rooming-in möglich zu machen. Das Elternteil schläft dann mit im Zimmer des Kindes. Zahlt die Kasse die Mitaufnahme der Eltern nicht, besteht die Möglichkeit, selbst für die Kosten aufzukommen.

Für Eltern, die nicht im Zimmer der Kinder übernachten, gibt es in manchen Krankenhäusern auch ein durch Spenden finanziertes Elternhaus, so Burschel. Die Unterkünfte dort seien teils gratis, teils sehr günstig. Diese Elternzimmer empfiehlt auch Pia Zurmühlen, Pflegedirektorin der Kinderklinik Datteln in Nordrhein-Westfalen: «So können die Eltern eine Mütze Schlaf bekommen und Kraft für ihre Kinder sammeln.»

Begleitende Eltern bekommen eine Beistellliege samt Bettwäsche und, wie auch die Kinder, drei Mahlzeiten täglich. Ansonsten sollte man einige persönliche Gegenstände einpacken, wie Kleidung und Hygieneartikel. «Handtücher und Windeln werden gestellt, Wertsachen sollten zuhause bleiben, weil die Diebstahlrate in Kliniken groß ist», erklärt Zurmühlen.

Beschäftigung im Krankenhaus

Smartphones seien heutzutage erlaubt, nur auf der Intensivstation nicht gerne gesehen, weil die medizinischen Geräte dadurch gestört werden. Von Wittich ergänzt: «In Akutsituationen bekommt der Patient alles, was er benötigt, im Krankenhaus: Zahnbürste, Shampoo, Patientenhemden als Schlafanzugersatz.» Bei geplanten Aufenthalten rät sie, einen eigenen Schlafanzug, vielleicht auch ein Kuschelkissen, ein Lieblingsbuch oder Lieblingsspielzeug dabei zu haben. Die vertrauten Gegenstände helfen in der fremden Umgebung, sich heimischer zu fühlen.

Wenn die Kinder nicht bettlägerig sind, sollten sie auch ihre normale Kleidung anziehen, sagt Zurmühlen: «Darin fühlen sie sich sofort viel wohler.» Außerhalb der Untersuchungen und Behandlungen können die Kinder in Spielzimmern spielen, auf dem Krankenhausgrundstück befinden sich meist Spielplätze oder sogar Fußballplätze.

Nach Absprache mit dem Arzt und mit Unterschrift der Eltern sind auch Beurlaubungen möglich – stundenweise, um in der Stadt ein Eis zu essen oder in den Zoo zu gehen, oder am Wochenende auch über Nacht, wenn es medizinisch zu verantworten ist.

«Auf unseren Stationen gibt es Praktikanten und ausgebildete Erzieher, die mit den Kindern basteln, spielen oder lesen», erklärt Insa von Wittich. Auch nehme sich das Personal des Spielzimmers immer wieder Zeit, Patienten direkt an ihrem Bett zu besuchen.

Fragen der Kinder beantworten

Und wie beantworten Eltern nun die Frage: «Wird es weh tun?» Im besten Fall: ehrlich. «Wenn Schmerzen verharmlost werden und das Kind diese doch als schlimm empfindet, zerstört das sein Vertrauen zu Arzt und Eltern», weiß Sabrina Burschel. Und auch Insa von Wittich erlebt immer wieder, wie Eltern versuchen, ihre Kinder zu beruhigen: «Keine Angst, das tut gar nicht weh.» Besser sei es, zu sagen: «Gleich gibt es einen Pieks, aber der ist schnell vorbei.»

Wenn die Untersuchung oder der Aufenthalt überstanden sind, dürfen die Kinder sich oft eine kleine Überraschung aus einer Schatztruhe aussuchen. Oder sich über eine von der Pflegekraft oder vom Arzt ausgestellte Urkunde freuen: für besonders große Tapferkeit.

Fotocredits: Wavebreak Media LTD,G. Schweizer,Britta Radike
(dpa/tmn)

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